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Stabwechsel bei der Demmel AG in Scheidegg

17.02.2024

Artikel vom 17.02.2024, Westallgäuer Zeitung

Stabwechsel bei der Demmel AG in Scheidegg: Maria Hege, Markus Kölle und Thomas Fischer bilden nach dem Abschied des langjährigen Firmenchefs Thomas Holderried das neue Vorstandstrio des mittelständischen Unternehmens. „Wir wollen nahbar bleiben und eine bodenständige Weiterentwicklung des Unternehmens“, sagt Kölle über das gemeinsame Ziel der neuen Firmenspitze. Das Unternehmen will in den nächsten Jahren spürbar wachsen und denkt dabei auch über den Einstieg in neue Branchen nach.

Die Demmel AG gehört zu den großen Arbeitgebern im Landkreis Lindau. Beschäftigt werden allein in Deutschland mehr als 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dazu gehört neben Scheidegg auch ein Standort in Heimertingen.

Die wichtigsten Kunden kommen aus der Automobilindustrie. Für sie fertigt das Unternehmen Embleme, hinterleuchtete Einstiegsleisten und Aeroblenden. Einen kleineren Teil zum Umsatz tragen Eingabegeräte und Zierteile beispielsweise für Küchengeräte oder Bankomaten bei.

Zwei der drei neuen Vorstände haben innerhalb des Unternehmens Karriere gemacht – vom Lehrling zum Chef beziehungsweise zur Chefin. Das gilt für Maria Hege. Sie ist seit 35 Jahren bei Demmel, hat dort ihre Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und anschließend verschiedene Stationen durchlaufen. Die 53-Jährige war Leiterin der Finanzbuchhaltung, kaufmännische Leiterin und Prokuristin. Jetzt ist sie Vorständin für Finanzen. In Ihr Ressort fallen auch Personal und IT. 

Eine vergleichbare Karriere hat ihr Vorstandskollege Markus Kölle gemacht. Der 50-Jährige ist seit 33 Jahren bei Demmel. Als er dort seine Lehre als Industriekaufmann begann, war Maria Hege sein Oberstift. „Ich habe die Chance bekommen, neue Aufgaben zu übernehmen und die Perspektive von außen einzunehmen“, begründet der Weilerer, warum er so lange bei Demmel geblieben ist. Unter anderem war er Leiter Qualitätssicherung, wechselte in den Vertrieb und baute den heute dominierenden Bereich Automotive mit auf. Seit 2011 verantwortet er den Vertrieb. Jetzt ist er als Vorstand zudem auch für den Einkauf, die Produktentwicklung und die Unternehmenstöchter verantwortlich.

Thomas Fischer komplettiert das Vorstandstrio. Er kommt aus dem Salzkammergut und ist seit dem Herbst vergangenen Jahres bei Demmel. Als technischer Vorstand ist er im Oktober eingestiegen, jetzt ist er zudem auch operativer Vorstand und damit unter anderem zuständig für die Prozessentwicklung, Qualitätsmanagement sowie Produktion, Logistik und das Supply-Chain-Management, also den gesamten Warenfluß von der Rohware bis zum fertigen Produkt. Seine Berufslaufbahn hatte der 39-Jährige in Österreich mit einer Lehre als Produktionstechniker bei einem Motorenhersteller begonnen. Eine Ausbildung zum Meister und je ein Studium Industrial Engineering sowie Management und Digitalisierung folgten ebenso wie berufliche Stationen als Einkaufsleiter und operativer Geschäftsleiter. 

Die Besetzung des Vorstandes durch zwei langjährige Beschäftigte von Demmel und ein neues Mitglied ist kein Zufall. Dem Aufsichtsrat sei eine Mischung aus Kontinuität, also Erfahrung in der Firma, und externer Expertise wichtig gewesen, sagt Maria Hege.

Thomas Holderried gehört jetzt dem Aufsichtsgremium an. Er hat als langjähriger Vorstand die Demmel AG und ihre enorme Entwicklung geprägt. Als Maria Hege und Markus Kölle in die Berufswelt einstiegen, war das Unternehmen noch in der Blasenbergstraße im Zentrum von Scheidegg angesiedelt, fertigte Schilder und war als „Ätzwerk“ bekannt. Mittlerweile beschäftigt die AG weltweit mehr als 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und macht 130 Millionen Euro Umsatz mit den Werken in Deutschland bzw. 250 Millionen Euro global. Bis 2026 sollen die Erlöse in Deutschland auf 150 Millionen steigen.

Bislang macht das Unternehmen 90 Prozent seines Umsatzes mit den Herstellern von Automobilen. Die Abhängigkeit hat sich in den vergangenen drei Jahren bemerkbar gemacht. Corona, Lieferengpässe, Chipmangel – was die Pkw-Hersteller beschäftigt hat, landete auch bei Demmel. Doch das Geschäft normalisiert sich. „Die Auftragslage ist gut“, sagt Kölle.

Profitieren soll Demmel von einer Entwicklung, die mit den abgeschnittenen Lieferketten zu tun hat. Mangel an Teilen ließ bei Automobilherstellern Bänder still stehen. Deshalb geht der Trend ein Stück weit weg vom globalisierten Denken. Die Hersteller produzieren zunehmend vor Ort für die jeweiligen Märkte und setzen dabei auch auf entsprechende Zulieferer. Diesbezüglich ist Demmel gut aufgestellt. Das Unternehmen ist seit 2010 in China präsent und seit 2016 in den USA, den beiden wichtigsten Absatzmärkten für Pkw. 

Mittelfristig will sich Demmel allerdings weniger abhängig von einer Branche machen. Das Unternehmen hat eine „kleine Startup-Truppe“ installiert, die dem Unternehmen auf Sicht von zwei Jahren neue Märkte erschließen soll. Mode, Sport, Erneuerbare Energien hat Demmel dabei im Blick. „Es ist eine Investition in die Zukunft“, sagt Kölle.

Pläne hat der Vorstand auch für die Demmel-Gruppe, zu der unter anderem Rawe Electronic in Weiler und die Tefag AG in der Schweiz gehören. Die Unternehmen sollen noch stärker zusammenrücken. „Das“, sagt Kölle, „gibt uns noch viel mehr Power.“